Säuglingsheimplatzierungen unter Bedingungen psychosozialer Deprivation und ihre Bedeutung über die Lebensspanne

Autor/innen

  • Patricia Lannen Marie Meierhofer Institut für das Kind
  • Fabio Sticca Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik
  • Hannah Sand Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik
  • Oskar Jenni Universitäts-Kinderspital Zürich

DOI:

https://doi.org/10.57161/z2025-04-07

Schlagworte:

Fremdunterbringung eines Kindes, Heim, Betreuung, Frühes Lernen, soziale Interaktion, sozial-emotionale Entwicklung, Bindung

Abstract

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden in der Schweiz Säuglinge nicht selten aus sozialen und rechtlichen Gründen in Heimen untergebracht. Diese Kinder erhielten zwar eine gute körperliche Pflege, litten jedoch aufgrund mangelnder Zuwendung und Anregung unter psychosozialer Deprivation und zeigten diverse Entwicklungsverzögerungen. Auch 60 Jahre später können Auswirkungen dieser Bedingungen auf die Gesundheit, die kognitiven Fähigkeiten und sogar auf die Lebenserwartung nachgewiesen werden. Solche Befunde betonen, wie bedeutend vertraute und verfügbare Bezugspersonen sowie ein anregendes Umfeld in der frühen Kindheit für ein gesundes, glückliches und langes Leben sind.

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Veröffentlicht

2025-05-13

Zitationsvorschlag

Lannen, P., Sticca, F., Sand, H., & Jenni, O. (2025). Säuglingsheimplatzierungen unter Bedingungen psychosozialer Deprivation und ihre Bedeutung über die Lebensspanne. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik , 31(04), 40–43. https://doi.org/10.57161/z2025-04-07