Die IV-gestützte Praktische Ausbildung an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel

Integrative Unterrichtsformen im Rahmen der Berufsbildung – eine Chance für Schulkulturentwicklung

Tanja Rüdisühli und Dominique Mouttet

Zusammenfassung
Seit Sommer 2023 werden an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel (AGS Basel) Berufslernende der Praktischen Ausbildung (PrA) unterrichtet. Es ist der Versuch, integrative Wege der Volksschule auf nachobligatorischer Stufe weiterzuführen. Der Artikel gewährt Einblicke in den Schulalltag und thematisiert exemplarisch Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche Implementierung.

Résumé
Depuis l’été 2023, l’Allgemeine Gewerbeschule Basel (AGS Basel, école générale des arts et métiers de Bâle) accueille des apprenties et apprentis en Formation pratique (FPra). Cette initiative est une tentative de poursuivre l’intégration au postobligatoire. Cet article donne un aperçu du quotidien de l’école et présente les conditions pour une mise en œuvre réussie au moyen d’exemples concrets.

Keywords: Berufsbildung, Praktische Ausbildung Schweiz, Schulentwicklung, Inklusion, schulische Integration / formation professionnelle, formation pratique suisse, développement scolaire, inclusion, intégration scolaire

DOI: https://doi.org/10.57161/z2025-05-07

Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 31, 05/2025

Creative Common BY

Ausgangslage

Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf wurden in den letzten Jahren während der obligatorischen Schulzeit verstärkt in Regelklassen integriert, sofern es für ihre Entwicklungsmöglichkeiten zuträglich war. So wurde beispielsweise das Prinzip der integrativen Schule in den Volksschulen Basel-Stadt bereits vor mehr als zehn Jahren eingeführt. Ähnliche Überlegungen für die nachobligatorische Bildung finden jedoch erst in jüngster Zeit statt. Dabei wäre es nur logisch, den integrativen Weg nach der obligatorischen Schulzeit weiterzugehen. Es wäre ein Schritt in Richtung Inklusion und angestrebtes Ziel im Sinne der 2014 von der Schweiz ratifizierten Behindertenrechtskonvention und des kantonalen Behindertenrechtsgesetzes Basel-Stadt. Diese fordern die gleichberechtigte Teilhabe an Bildung und die notwendige Unterstützung im allgemeinen Bildungssystem.

Berufsfachschulen verfügen in der Regel jedoch noch nicht über Strukturen und Angebote für Lernende mit Behinderungen. Es fehlen spezifisch ausgebildetes Lehrpersonal, Klassenassistenzen, ein Schulsozialdienst für Kriseninterventionen oder pädagogische Konzepte, die Vielfalt[1] als Normalität berücksichtigen und strukturell verankern.

Mit der Einführung der zweijährigen beruflichen Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) durch das Berufsbildungsgesetz im Jahr 2004 stiegen die schulischen und damit die formalen Anforderungen an junge Menschen, wenn sie eine eidgenössisch anerkannte berufliche Grundbildung absolvieren wollen. Wer diese Anforderungen noch nicht erfüllt hat und aufgrund einer Behinderung Anspruch hat auf Finanzierung einer erstmaligen beruflichen Ausbildung durch die Invalidenversicherung (IV), kann eine Praktische Ausbildung (PrA) absolvieren. Dies ist eine niederschwellige Ausbildung, die darauf fokussiert, Praxiskompetenzen zu fördern. Damit können sich Lernende optimal auf eine Hilfstätigkeit, eine Tätigkeit im ergänzen Arbeitsmarkt oder den Einstieg in eine EBA-Ausbildung vorbereiten. Die Praxisausbildung erfolgt mehrheitlich in sozialen Institutionen des ergänzenden Ausbildungsmarktes, vereinzelt auch in Wirtschaftsbetrieben im Rahmen von Supported Education[2]. Für die schulische Bildung dieser niederschwelligen Ausbildungen haben sich unterschiedliche Formen entwickelt: Unterricht im Ausbildungsbetrieb des ergänzenden Arbeitsmarktes, Zusammenschlüsse von sozialen Institutionen zu einer Berufsschule oder Unterricht an den öffentlichen Berufsfachschulen.

Dort zur Schule gehen, wo auch alle anderen Berufslernenden sind

Im Schuljahr 2022/23 führte die Berufsrichtung PrA Hauswirtschaft der Berufsfachschule Basel ein erfolgreiches Pilotprojekt in den Fächern Allgemeinbildung und Sport durch. Anschliessend wurde im Sommer 2023 der Unterricht dieser Lernenden für die meisten Berufsrichtungen vom separativen Setting in sozialen Institutionen an die öffentlichen Berufsfachschulen im Kanton Basel-Stadt verlegt.

Damit wurden die kantonalen Berufsfachschulen zu Dienstleistungserbringerinnen für die IV. Unterrichtet wird nach den Richtlinien und mit den Lehrmitteln der PrA Schweiz (INSOS Schweiz, o. J.). An einem Tag pro Woche finden drei Lektionen Allgemeinbildung, eine Klassenstunde, zwei Lektionen Berufskunde und eine Lektion Sport statt. Das Coaching der Lernenden obliegt den Ausbildungsbetrieben, in welchen die Lernenden die restlichen vier Tage der Woche ihre Praxiskompetenzen erwerben. An der Allgemeinen Gewerbeschule Basel (AGS Basel) werden aktuell 75 PrA-Lernende in 14 Berufen ausgebildet. Unterrichtet werden sie in den Fächern Allgemeinbildung und Sport in vier Klassen pro Jahrgang mit drei unterschiedlichen Förderstufen sowie in kleineren Gruppen, aufgeteilt in berufsweltspezifische Klassen für das Fach Berufskunde. Die Klassengrösse umfasst maximal zehn Lernende, um eine individuelle Förderung der Lernenden mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedürfnissen zu gewährleisten. Die grosse Heterogenität zeigt sich in unterschiedlichen Facetten der Grundkompetenzen Lesen, Schreiben oder ICT-Anwendungskenntnisse, den verschiedenen Lernbiografien (integrativ oder separativ) und Lernwegen, der gesundheitlichen Situation oder spezifischen Voraussetzungen und Bedürfnissen aufgrund von Behinderungen.

Der Unterricht soll die Lernenden optimal auf eine Arbeitstätigkeit und ein möglichst selbstbestimmtes Leben vorbereiten. Die Semesterpläne orientieren sich an den betrieblichen Ausbildungsplänen und der Lebenswelt der Lernenden. Im Fach Allgemeinbildung sind beispielsweise Themen wie eine IV-Rente, begleitetes Wohnen sowie Unterschiede zwischen allgemeinem und ergänzendem Arbeitsmarkt relevant. Die Lehrpersonen haben viel Spielraum, die Unterrichtsmaterialien den individuellen Fähigkeiten und dem Lerntempo der Lernenden anzupassen, Talenten eine Bühne zu geben, ausserschulische Lernorte zu nutzen und den Unterricht so praxisnah wie möglich zu gestalten. Im Zentrum steht das möglichst positive Erleben des Lernprozesses und das Stärken der Selbstwirksamkeit.

Die PrA-Lernenden besuchen an der AGS Basel den Unterricht in eigenen Klassen. Die Durchlässigkeit zum EBA-Ausbildungsgefäss wird jedoch dadurch gestärkt, dass die Berufslernenden von Lehrpersonen begleitet werden, die auch die Anforderungen einer EBA-Ausbildung bestens kennen. Diese Lehrpersonen können daher schulische Fähigkeiten gut einschätzen und Schnuppermöglichkeiten in den EBA-Klassen bieten. Das PrA-Gefäss wirkt somit als Sprungbrett für eine EBA-Anschlusslösung und zugleich als Auffangbecken für zurückgestufte EBA-Lernende. Im Sommer 2024 haben von 36 PrA-Lernenden zwei bereits nach dem ersten Ausbildungsjahr den Wechsel in eine EBA-Ausbildung geschafft. Nach Abschluss der PrA-Ausbildung im Sommer 2025 planen weitere acht Lernende den Übertritt in eine EBA-Ausbildung. Luca[3] (16 Jahre), PrA-Restaurant, berichtet, die Vorbereitung auf die EBA-Ausbildung im Rahmen der PrA sei gut gewesen. Er erzählt aber auch von Herausforderungen.

Ich war sehr froh, dass ich das Schulhaus bereits kenne und dass ich die gleiche Lehrerin habe. Sie kennt mich gut, ich kann sie immer fragen. Aber es ist schon sehr schwer. Ich bin nur knapp genügend und es wird noch anziehen. Ich muss viel mehr lernen, habe länger Unterricht und bin dann müde. Schwer ist auch das Englisch für mich. Aber ich bekomme viel Unterstützung von den anderen Lernenden meiner Klasse.

Einblick in den PrA-Alltag an der AGS Basel

Montag, 8.45 Uhr, Teamsitzung der PrA-Lehrpersonen im ersten Ausbildungsjahr

Es wird ein Ausflug auf die Kunsteisbahn am Nachmittag besprochen. Man habe alle Lernenden am Sonntag nochmals über Teams erinnert, Handschuhe mitzunehmen. Für jene, die sich nicht aufs Eis wagen, seien Spiele organisiert. Das Alternativangebot im Schulhaus wolle niemand in Anspruch nehmen.

Drei Lernende wurden in eine andere Stammklasse und damit Förderstufe versetzt, um sie entsprechend ihrer Ziele und Bedürfnisse optimal begleiten zu können. Die Lehrpersonen besprechen die Rückmeldungen der Lernenden zum Wechsel, ihre Integration in die neuen Lerngruppen: Was gibt es individuell zu berücksichtigen? Welche Informationen müssen an die Berufsbildenden zurückgemeldet werden?

Gleichzeitig treffen per Teams Abmeldungen von Lernenden für den Unterricht ein. Im Teamchat informieren alle Lehrpersonen über Absenzen oder besondere Vorfälle, sodass die Klassenlehrpersonen rasch reagieren und den Betrieb informieren können, falls nötig. Für Notfälle oder übergeordnete Fragen steht die Beauftragte PrA zur Verfügung.

Auch weitere Informationen werden besprochen, zum Beispiel aus den Lehrbetrieben: Es wurde ein Ausbildungsabbruch aufgrund einer akuten psychischen Krise angekündigt. Die Lernende warte auf ein stationäres Setting und solle so lange weiterhin den Unterricht besuchen. Zudem wurde von einem schulmüden Lernenden, der sich im Unterricht wiederholt verweigert, berichtet, dass es im Gegensatz zur Schule im Betrieb gut laufe. Die Lehrpersonen tauschen sich darüber aus, was motivationsfördernd wirken könnte. Des Weiteren wurde von einem Wohnheim zurückgemeldet, dass es zu einem Konflikt zwischen zwei PrA-Lernenden gekommen sei, der sich erneut entzünden könne. Im Team werden Vorgehen und Gespräche mit den Beteiligten geplant. Nebstdem wird eine Lernende an diesem Tag nach sechs Wochen Absenz wieder ins Unterrichtsgeschehen einsteigen.

Zwei Lernende – sie sind jede Woche bereits 30 Minuten vor Unterrichtsbeginn anwesend – strecken die Köpfe ins Zimmer und grüssen ihre Lehrpersonen freundlich. Der Unterricht kann beginnen.

Praktische Ausbildung als Motor für Schulkulturentwicklung

Der Unterricht von PrA-Lernenden bedingt und fordert zugleich die Schulkulturentwicklung – aufseiten der Lernenden, der Lehrpersonen und den Verwaltungsmitarbeitenden. Vielfältige Kooperationen sind wichtig:

Kooperation stellt an einer Bildungsstätte ein genuines Ziel an sich dar. Die Schule zielt bei den Lernenden auf Verantwortlichkeit, Autonomie und Mündigkeit. Wird Kooperation aus einem pädagogischen Blickwinkel betrachtet, sollen die Schule und ihre Akteurinnen und Akteure durch ihr kooperatives Handeln für die Lernenden Vorbildcharakter haben (Pfiffner et al., 2023, S. 36).

Die Berufsfachschule wird so zu einem Begegnungsort von Menschen mit und ohne Behinderungen. Es entsteht eine Wechselwirkung zwischen PrA-Lernenden und -Lehrenden, zwischen PrA-Lernenden und Lernenden einer EBA- oder EFZ-Ausbildung: PrA-Lernende müssen sich in einer grossen schulischen Umgebung zurechtfinden und benötigen dazu bisweilen Unterstützung. Viele Lernende organisieren sich nach einem Semester bereits sehr selbstständig. Für einige ist jedoch der Weg zum Schulhaus oder das Einhalten von Unterrichtszeiten nach wir vor herausfordernd. Lernende in einer EBA- oder EFZ-Ausbildung können Unterstützung bieten, sind unter Umständen aber auch irritiert, wenn sie beispielsweise auf eine PrA-Lernende treffen, die ihr Klassenzimmer nicht finden kann. Wie das obige Beispiel von Luca zeigt, besteht aber seitens der Peers grundsätzlich eine grosse Offenheit und Bereitschaft zur Unterstützung, die sich am persönlichen und am fachlichen Austausch orientiert.

Auf der Ebene der Lehrpersonen ist zwischen PrA-Lehrpersonen und Lehrpersonen ohne Unterricht in PrA-Klassen zu unterscheiden. PrA-Lehrende erweitern ihre beruflichen und persönlichen Kompetenzen als Lehrperson. Sie stehen Situationen gegenüber, in denen Spontaneität, Gelassenheit und Geduld gefragt sind. Unabdingbar ist ein intensiver Austausch mit den anderen Lehrpersonen der gleichen Klasse. Die Lehrpersonen finden so im Sinne eines professionellen Teams zusammen, besprechen Unterrichtssituationen und Verhalten von Lernenden während des Schultags.

Lehrpersonen, die nicht in einer PrA-Klasse unterrichten, sowie Verwaltungsmitarbeitende sind natürlich ebenso mit der PrA konfrontiert: Sei es, dass morgens lange vor Schulbeginn eine PrA-Lernende plötzlich vor dem Fenster des Vorbereitungszimmers steht und mit den dort arbeitenden Lehrpersonen in Kontakt tritt oder dass die Raumbelegung aufgrund spezifischer Bedürfnisse angepasst werden muss.

Vor diesem Hintergrund kann die PrA durchaus als Motor für die Entwicklung der Schulkultur und der Schule allgemein bezeichnet werden. Wichtig sind die vielfältigen Kooperationen und dass alle Beteiligten in Beziehung zueinander treten. Gemäss den Erfahrungen an der AGS Basel lassen sich mehrere Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche Implementierung der PrA identifizieren.

Gelingensbedingungen

Zentrale Gelingensbedingung sind die Lehrpersonen: Sie müssen bereit sein, sich auf den Unterricht mit PrA-Lernenden einzulassen. Es braucht Mut, etwas weniger die Fachlichkeit und noch mehr die Beziehung ins Zentrum des Unterrichts zu stellen. Des Weiteren müssen die Lehrpersonen eine grosse Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zum Teilen von Unterrichtsmaterialien mitbringen. Viele Kompetenzen, die eine Lehrperson beim Unterrichten von PrA-Lernenden benötigt, sind in der traditionellen Ausbildung von Lehrpersonen zwar durchaus Thema, wohl aber auf einer eher theoretisch-abstrakten Ebene. Aus diesem Grund haben die beiden Berufsfachschulen in Basel-Stadt, die PrA-Unterricht anbieten, gemeinsam spezifische Weiterbildungsangebote für Lehrpersonen geschaffen. Ebenso braucht es die Bereitschaft, die von der Schule angebotenen Reflexionsgefässe zu nützen und in den kollegialen Austausch zu gehen. Gerade Lehrpersonen, die zum ersten Mal eine PrA-Klasse unterrichten, sind mit Situationen konfrontiert, die sie aus dem Unterricht in EBA- oder EFZ-Klassen nicht kennen. So merkte eine Lehrperson in der ersten schulinternen Erhebung nach dem Start der PrA-Ausbildung an:

Für mich ist es erfüllend, schwächeren Lernenden eine Chance zu ermöglichen. Man muss sehr flexibel und geduldig sein, weil man nie weiss, was der Unterrichtstag mit sich bringt. Aber gerade das gefällt mir. Ich werde aus der Reserve gelockt und bin gefordert, auch neue Wege zu gehen. (Lehrperson BKU)

Eine weitere Gelingensbedingung sind strukturelle Voraussetzungen, die geschaffen und dann – im Sinne von John Hatties «Visible Learning» – auch gelebt werden müssen: «Strukturen wirken nicht von sich aus, sondern müssen von den Akteuren zum Leben erweckt werden. Lehrpersonen haben insofern einen gewissen Einfluss darauf» (Zierer, 2022, S. 90). Eine solche strukturelle Voraussetzung betrifft beispielsweise den Stundenplan: Damit Lernen stattfinden kann, braucht es insbesondere bei PrA-Lernenden kleine Lerngruppen. Es ist bei 14 Berufen nicht möglich, alle Lektionen in ‹berufsreinen› Klassen durchzuführen. Vielmehr werden Lernende mehrerer Berufskunde-Klassen für den allgemeinbildenden Unterricht und den Sportunterricht zusammengelegt. In den allgemeinbildenden Fächern hat sich der Unterricht in Niveauklassen bewährt, um die Lernenden individuell und gezielt zu fördern. Das bedingt natürlich eine Stundenplanharmonisierung, sodass also alle Lernenden eines Jahrgangs am gleichen Halbtag die gleichen Unterrichtsfächer haben. Aus Sicht der Stundenplanung ist dies anspruchsvoll, macht sich allerdings bezahlt für die einzelnen Lernenden. Flexibel und pragmatisch kann nämlich auf die Bedürfnisse der Lernenden eingegangen werden, indem beispielsweise ein Niveauwechsel für die Allgemeinbildung möglich wird.

Auf struktureller Ebene ist eine zentrale Koordinationsstelle PrA wichtig: Die AGS Basel hat die Stelle einer Beauftragten PrA geschaffen, die Lehrpersonen unterstützt. Im Alltag finden sich immer wieder Situationen, in denen sich zusätzliche Unterstützung bezahlt macht, indem beispielsweise mit einem Lernenden kurzzeitig und -fristig in einem 1:1-Setting gearbeitet werden kann oder indem eine Lehrperson Unterstützung bei einer spezifischen Fragestellung erhält. Ebenfalls zur Tätigkeit der Beauftragten PrA gehört die Krisenintervention. In diesem Zusammenhang ist auch die Kommunikation mit den Ausbildungsbetrieben zu erwähnen, die zielgerichtet und unmittelbar funktionieren muss. All diese Aufgaben benötigen selbstredend Ressourcen, die von der Schule zur Verfügung gestellt werden müssen.

Eine letzte Gelingensbedingung ist das Committment der gesamten Schulleitung. Hattie weist auf die Stellung der Schulleitung im Generellen hin (Zierer, 2022, S. 42):

Schulleitungen nehmen im Hinblick auf die Belebung von Strukturen eine Schlüsselrolle ein: Von ihnen hängt es ab, wie strukturelle Maßnahmen in ein Kollegium getragen werden. Sie können durch Impulse die Entwicklung von Haltung und Einstellung anregen. Und ihr Leitungsstil hat großen Einfluss auf das Klima, das an einer Schule herrscht.

Ebenso liegt es in der Verantwortung der Schulleitung, Lehrpersonen zu rekrutieren, die bereit sind, in diesem etwas anderen Unterrichtssetting zu unterrichten.

Mit umsichtigen Rahmenbedingungen hat das Unterrichten von PrA-Lernenden an der regulären Berufsfachschule zu einem Gewinn für alle Seiten geführt – aus schulischer Sicht ist der Schub in der Schul- und Personalentwicklung, den eine solche Veränderung mit sich bringt, nicht zu unterschätzen. So bietet dieses Zusatzangebot auch viele Möglichkeiten von Job Enrichment für Lehrpersonen und Mitarbeitende. Neben dem Lernen der Lernenden, auf das der Unterricht mit PrA-, aber auch mit EBA- und EFZ-Lernenden fokussiert, steht auch das Lernen der Lehrpersonen und Mitarbeitenden im Zentrum – ganz im Sinne einer Schule von morgen.

Tanja Rüdisühli

Beauftragte PrA & FiB

Dozentin, Beraterin

Allgemeine Gewerbeschule

Basel-Stadt (AGS)

tanja.ruedisuehli@edubs.ch

Dominique Mouttet

Direktor AGS Basel

Allgemeine Gewerbeschule

Basel-Stadt (AGS)

dominique.mouttet@bs.ch

Literatur

Gesetz über die Rechte von Menschen mit Behinderungen Kanton Basel-Stadt (Behindertenrechtegesetz, BRG) vom 18. September 2019, SG 140.500. https://www.gesetzessammlung.bs.ch/app/de/texts_of_law/140.500

INSOS Schweiz (o. J.). Lehrmittelplattform und Lehrplattform. https://www.insos.ch/Ausbildung-PrA/PrA-Lehrmittel-und-Lernplattform/PU18U/ [Zugriff: 08.03.2025].

Pfiffner, M., Sterel, S. & Berger, M. (2023). Kooperation – Gemeinsam (Lern-)Erfolge erzielen. 4K kompakt, Band 5. hep.

Prengel, A. (2018). Pädagogik der Vielfalt. Inklusive Strömungen in der Sphäre spätmoderner Bildung. In F. J. Müller (Hrsg.), Blick zurück nach vorn – WegbereiterInnen der Inklusion, Band 2 (S. 33–56). Psychosozial.

Supported Employment Schweiz (2019). SES-Positionspapier. https://supportedemployment.ch/wp-content/uploads/SES_Standortpapier_09.19_final.pdf [Zugriff: 16.02.2025].https://supportedemployment.ch/wp-content/uploads/SES_Standortpapier_09.19_final.pdf

Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (Behindertenrechtskonvention, BRK), vom 13. Dezember 2006, durch die Schweiz ratifiziert am 15. April 2014, in Kraft seit dem 15. Mai 2014, SR 0.109.

Zierer, K. (2022). Hattie für gestresste Lehrer. Kernbotschaften und Handlungsempfehlungen aus John Hatties «Visible Learning» und «Visible Learning for Teachers». Schneider.

  1. Die Pädagogik der Vielfalt definiert Verschiedenheit als Normalität (Prengel, 2018). Damit verbunden gilt der Appell auch an Berufsfachschulen als Institution, Vielfalt als Chance zu begreifen.

  2. Mit Supported Education werden Menschen bedarfsorientiert unterstützt und begleitet «im Rahmen von qualifizierenden (Berufs-)Bildungsmassnahmen in Regelstrukturen und beim Übergang in die Erwerbsarbeit» (Supported Employment Schweiz, 2019).

  3. Name geändert. Name ist der Autorschaft bekannt.