Wohin führt die Reise? – Ein Blick auf die Schule von morgen

Milena Gautschi

DOI: https://doi.org/10.57161/z2025-05-00

Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 31, 05/2025

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Die Schweiz hat sich mit der Ratifizierung der Behindertenrechtskonvention im Jahr 2014 dazu verpflichtet, Chancengleichheit in der Bildung zu verwirklichen. Die BRK fordert unter anderem, dass Menschen mit Behinderungen «Zugang zu einem integrativen, hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen haben» (Art. 24, Abs. 2b). Kinder und Jugendliche, für die der Besuch der Regelschule auch mit Unterstützungsangeboten nicht möglich ist, besuchen eine Sonderschule. Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) vertritt die Haltung: «Integration, wenn möglich, und Segregation, wo nötig.» Es gibt aber auch Bestrebungen, die einen separativeren Ansatz fordern. Beispielsweise hat der Kanton Zürich die Förderklasseninitiative angenommen. Die Initiative verlangt, dass Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen oder mit Verhaltensauffälligkeiten je nach Bedarf und in Rücksprache mit der Schulpflege semesterweise oder auch länger in Förderklassen unterrichtet werden.

Die Schule steht vor Herausforderungen: Sie verfolgt ein integratives Ziel, muss auf gesellschaftliche Entwicklungen wie beispielsweise die Digitalisierung reagieren und unterschiedliche Erwartungen erfüllen. Gleichzeitig fehlt es an ausreichend qualifizierten Fachpersonen. Es stellen sich viele Fragen, wie sich die Schule weiterentwickeln wird. Zum Beispiel: Wie geht die Schule zukünftig mit Leistungsdruck, Noten und Hausaufgaben um? Welche Unterrichts- und Beurteilungsformen sind zeitgemäss? Ist eine Selektion in unterschiedliche Leistungsniveaus nach der Primarstufe sinnvoll? Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Regel- und Sonderschulen gefördert werden?

Die Vielfalt unserer Gesellschaft fordert die Schule nicht nur heraus, sondern bereichert sie vielmehr. Lehrpersonen arbeiten in diversen und multiprofessionellen Teams zusammen – zum Team gehören auch Fachpersonen wie Psycholog:innen, Lehrpersonen mit Migrationserfahrungen und Lehrkräfte mit Behinderungen. Sie gestalten mit den Schüler:innen gemeinsam eine förderliche Lernumgebung, in der die Schüler:innen positive Lernerfahrungen machen. Die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Lernenden stehen im Zentrum des Unterrichts. Eine solche Vision beschreibt auch der Gymnasiallehrer und Fachdidaktiker Philippe Wampfler (2024) in seinem Buch «L’école, c’est moi».

Die Debatten um das Bildungssystem sind hitzig. Es gibt verschiedene Kritikpunkte und Vorschläge aus der Politik, der Praxis und der Forschung. Trotz unterschiedlicher Ansichten sind sich viele in einem Punkt einig: Die Schule muss sich weiterentwickeln. Doch Veränderungen brauchen Zeit. Es gibt keine einfachen Lösungen, wie die Schule mit den gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen umgehen kann. Auch gibt es nicht die eine ‹richtige› Lösung.

Die Beiträge der aktuellen Ausgabe vermitteln verschiedene Perspektiven auf die Schule von morgen. Schulleitungen, Lehrpersonen, Schulische Heilpädagog:innen und Schüler:innen zeigen Problembereiche auf und diskutieren Lösungsansätze. Ein Artikel stellt ein Modell für eine zukunftsfähige Schule vor, das Schulen auf ihrem Weg Orientierung geben kann. Den Diskurs erweitern Beiträge zu einer inklusiven PDA-spezifischen Förderung, zu sonderpädagogischem Personal in der Begabtenförderung, zu integrativen Unterrichtsformen im Rahmen der Berufsbildung und zur digitalen Hochschulbildung. Sie erhalten einen Einblick, wohin die Reise der Schulen führen könnte.

Milena Gautschi

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

SZH/CSPS

milena.gautschi@szh.ch

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