Multiprofessionelle Zusammenarbeit: Wie gelingt Kooperation?

Michael Blank

DOI: https://doi.org/10.57161/z2025-01-00

Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 31, 01/2025

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Die Erwartungen an multiprofessionelle Teams sind gross. Mit einer geballten Ladung Expertise sollen verschiedene Fachkräfte zusammenarbeiten, um die Schule inklusiv zu gestalten. Diese Aufgabe bringt zwangsläufig Hürden mit sich: Die Beteiligten müssen zum Beispiel Zuständigkeiten untereinander immer wieder neu aushandeln. Folglich kann die Kooperation von Fachpersonen erst gelingen, wenn sie diese Herausforderungen im Team bewältigen. Die möglichen Schwierigkeiten, aber auch die Gelingensbedingungen für multiprofessionelle Zusammenarbeit beschreibt Melanie Fabel-Lamla im ersten Artikel dieser Ausgabe (Fabel-Lamla, 2025).

Überwinden Teams diese Schwierigkeiten, gelingt die Zusammenarbeit. Doch was bedeutet «gelingende» Kooperation eigentlich? Kooperation ist mehr als nur eine blosse Interaktion. Kooperation ist zielgerichtet, sie soll etwas bewirken. Idealerweise mindert sie die beruflichen Belastungen der beteiligten Fachkräfte und fördert die Entwicklung beziehungsweise den Lernfortschritt der Schüler:innen. Daran anknüpfend beschreibt Bea Zumwald verschiedene Co-Teaching-Formen, die sich für bestimmte Ziele besser oder schlechter eignen (Zumwald, 2025). Der Beitrag von Sägesser et al. zeigt, dass Fachkräfte nicht zwingend stärker belastet sind, wenn die Schüler:innen in einem inklusiven Setting unterrichtet werden (Sägesser et al., 2025).

So gross die Erwartungen an die multiprofessionelle Zusammenarbeit sind, so klein können unter Umständen ihre Effekte sein. Gehen Fachkräfte nicht ausreichend auf die verschiedenen Perspektiven im Team ein und arbeiten sie einzig nach ihren eigenen Wertvorstellungen, misslingt die Kooperation und der Mehrwert für die Schüler:innen geht verloren (Papke, 2025). Hingegen kann die Zusammenarbeit auch trotz schwierigen Umständen gelingen und einen positiven Effekt auf alle Beteiligten haben. Nämlich dann, wenn die Fachkräfte eines Teams engagiert sind und sich gegenseitig vertrauen (Ferrero et al., 2025). Welche Erwartungen die Kooperation tatsächlich erfüllen kann und inwiefern ihre Effekte ermittelt werden können, bleiben aber letztlich Fragen, die nicht abschliessend geklärt sind.

Gerade weil Kooperation immer zielgerichtet ist, scheint es wichtig, dass sich Fachkräfte bereits in der Ausbildung und nicht erst im Berufsalltag mit ihr auseinandersetzen. Die Fachhochschule Nordwestschweiz hat deshalb zwei Lehrveranstaltungen unterschiedlicher Studiengänge miteinander vernetzt, um die Studierenden schon früh auf die Kooperation mit anderen Fachpersonen vorzubereiten (Baier et al., 2025). Damit die multiprofessionelle Zusammenarbeit in Zukunft ihre Ziele erreicht, ist es aber nicht nur wichtig, die Fachkräfte zu stärken. Der Blick muss immer wieder auf die Schüler:innen und ihr Lernen gerichtet werden. Eine gute Teamarbeit ist schliesslich nur dann zielführend, wenn sie die Entwicklung aller Schüler:innen fördert.

Michael Blank

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

SZH/CSPS

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